Die komplementären Radios der Schweiz gründen einen Verband
In der Schweiz gibt es einen neuen Verband, in dem sich freie Radios zusammengeschlossen haben. Als Schwesterverband der freien Radios in Deutschland dokumentieren wir an dieser Stelle die Pressemitteilung dazu vom August 2024.
Sieben komplementäre Schweizer Radios haben im Frühling 2024 den Verein corall gegründet. Nach dem Austritt aus dem Verband UNIKOM im letzten Jahr will die Allianz von Kanal K (Aarau), RaBe (Bern), Radio 3FACH (Luzern), Radio Gwendalyn (Chiasso), RaSa (Schaffhausen), Radio Stadtfilter (Winterthur) und Radio X (Basel) in Zukunft die Interessen der komplementären konzessionierten Radios mit Leistungsauftrag und Abgabenanteil in der Schweiz vertreten und deren Zusammenarbeit fördern.
Nichtkommerzielle Radios der Schweiz treten aus UNIKOM aus
Die sogenannten "komplementären Radios mit Veranstalterkonzession" der Schweiz treten aus ihrem Dach-Verband UNIKOM aus. Das verwundert, da die Union nicht-gewinnorientierter Lokalradios als ihre Interessenvertretung gegründet wurde. Doch nun sei "das Vertrauensverhältnis der komplementären Radios [....] gegenüber dem Vorstand der UNIKOM [...] nicht mehr vorhanden." heißt es in der Pressemeldung von Kanal K, Radio 3FACH, Radio RaBe, Radio Rasa, Radio Stadtfilter und toxic.fm vom 11.09.2023. Um was geht es?
NoBillag gefährdet die Freien Radios in der Schweiz
Die Schweiz stimmt am 4. März 2018 über die No-Billag-Initiative ab, die eine Abschaffung der Radio- und Fernsehgebühren verlangt. Zudem fordert sie unter dass die Konzessionen für Radio- und Fernsehangebote an den Meistbietenden versteigert werden. Dieser Frontalangriff richtet sich gegen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk mit seinen regionalen Ablegern. Zudem müssten bei einem Erfolg der Kampagne rund 60 Lokalsender ihre Berichterstattung für Vereine, aus Kultur und Politik massiv reduzieren. So ist dieser Vorstoß auch gegen die 18 Freien Radios gerichtet, die im Schweizer Verband UNIKOM organisiert sind. Deren Existenz wäre bei einem Erfolg der "NoBillag"-Kampagne gefährdet.
Ein Interview mit Lukas Weiss (Präsident von UNIKOM) zu den Hintergründen ist hier nachhörbar.
Als Bundesverband Freier Radios stehen wir solidarisch zu unseren Kolleg*innen in der Schweiz und unterstützen das Statement der europäischen Verbände AMARC Europe, des CMFE, der EFJ und der EBU:
Freie Radios unterstützen Civil Radio in Budapest
Mit einer Spende von 1.150 € unterstützt der Bundesverband Freier Radios die Kampagne zum Erhalt von Civil Radio in Budapest. Der Anfang der 90er Jahre gegründete Sender ist aufgrund der aktuellen ungarischen Mediengesetzgebung in seiner Existenz gefährdet. Seit dem Rechtsruck Ungarns im Jahr 2010 unter der rechtskonservativen Regierung von Viktor Orbán, haben sich die einst fortschrittlichen Bedingungen für unabhängige, nichtkommerzielle Stationen in Ungarn extrem verschlechtert. Von einst 70 Community Radios, mussten in den vergangenen Jahren bereits 60 Stationen schließen!
Infoblatt Community Radios: Bolivien
Senden im plurinationalen Staat
Bolivianer_innen hören nicht nur häufig Radio, sie gehen auch selbst gerne auf Sendung. Unzählige kleine Stationen versorgen die Bevölkerung mit Informationen und Unterhaltung. Der Machtantritt der Regierung von Evo Morales im Jahr 2006 hat nichtkommerzielle, gemeinschaftlich organisierte Community Radios und indigene Radios gestärkt. Die neue Verfassung garantiert das Recht auf Kommunikation und das 2011 verabschiedete Telekommunikationsgesetz reserviert ein Drittel der Frequenzen für sozial-kommunitär ausgerichtete Sender und indigene Radios. Im April 2013 würdigte Staatschef Morales den Beitrag der Community Radios im Prozess der Dekolonisierung des Landes. PDF