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BFR-Kongress / #ZWCM2023

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#ZWCM2023
02. bis 05.11.2023 |
Radio CORAX | Halle (Saale)



Sehr geherte Damen und Herren, mein Name ist Tobias Mathes und ich mache gerade meinen Abschluss an der Bauhaus-Universität Weimar im Fach Produkt-Design.

Meine Arbeit hat das Thema Design und Protest. Ich beschäftige mich mit dem Thema Protest aus der Perspektive eines Produkt-Designers. Den Fokus dabei legen ich auf den Schutz vor Repressalien und Gewalt. Da ich in meinem Studium an der Bauhaus-Universität gelernt habe das die offensichtliche Lösung nicht immer die richtige oder beste ist habe ich mich ausgiebig mit dem Thema beschäftigt. Meine persönlichen Erfahrungen aus meiner aktiven Zeit als „Streetartist“ wie auch meine persönlichen Erfahrungen die ich von August 2012 bis September 2013 in Ägypten während der Konterrevolution im Arabischen Frühlings machen durfte haben mich dazu bewegt meine Abschlussarbeit dem Thema Protest zu widmen. Wie gesagt, geht es mir vor allem um den Schutz vor Repressalien. Wie kann man Protest ermöglichen, wenn es nicht mehr möglich ist zu Protestieren – vor allem ohne sich selbst, sein Leben oder das der anderen zu gefährden.

Protest ist grundsätzlich notwendig. Protest ist Meinungsfreiheit. Doch was machen wir wenn wir nicht mehr diese Freiheit besitzen? Wenn Demonstrationen aufgelöst oder verboten werden? Wenn Protest für illegal erklärt wird? Solln wir schweigen? Zu sehen? Ich glaube nicht. Ganz im Gegenteil. Ich glaube in diesem Moment soll man erst Recht protestieren. Allerdings glaub ich auch, man sollte diesen Protest auf einer anderen Ebene führen. Wenn es nicht mehr möglich ist dem Protest sein eigenes Gesicht zu geben, dann muss man es hinter eine Maske verstecken. Anonymus ist hier ein Paradebeispiel.

Doch wie kann man die Botschaft des Protestes in die Welt tragen, wenn alles kontrolliert und überwacht wird. Man muss den Weg in die Anonymität suchen – als Selbstschutz.

Ich arbeite daher im Rahmen meiner Abschlussarbeit an einem mobilen Cluster-Piraten-Radio-Sender. Warum Radio? Radio ist immer noch eines der am meist genutzten Informationsmedien. Weltweit. Und das wohl am leichtesten zu hacken. Ja, natürlich gibt es das Internet- aber da gibt’s ja schon meiner Meinung genügend Potenzial, wie zum Beispiel das bereits erwähnte Kollektiv Anonymus. Weiterhin glaube ich Protest muss zum Normalbürger gebracht werden. Man muss nicht Gleichgesinnte überzeugen. Man muss die andersdenkenden erreichen. Sei es Pro oder Contra, für Freiheit oder gegen Unterdrückung, Korruption, Unrecht, Frieden, Arbeit. Die Gründe für Protest sind unzählig wie die Anzahl von Meinungen. Die Mechanismen aber ähnlich. Doch wenn man diese Meinung nicht mehr vertreten kann, weil sie Verboten ist, weil man Repressalien befürchten muss. Was kann man dann noch machen? Sollte man nIch glaube man sollte dennoch Protestieren und wenn es nur metaphorisch ist: Man sollte auf die Straße gehen!

Ich glaube, wenn man Protest nicht mehr durch Personen sonder Objekte und Gegenstände vermittelt, kann man sich selbst hinter dieser Maske der Anonymität verstecken. Ich glaube weiterhin Protest darf nicht gewalttätig sein. Er muss gewaltfrei bleiben um erfolg zu haben. Und wenn dieser Zweck nur erreichbar ist, in dem man sich hinter Technologie, Objekten, Masken und Kunstwerken verstecken muss – so muss man sich nun mal verstecken.

Ich arbeite daher wie gesagt an einem Cluster-Sender, einem Sprachrohr 2.0. Ich bin der Meinung wenn Protest, Meinung und Forderungen anonymisiert werden, werden sich mehr Leute trauen ihre Meinung kund zu geben. Das ein solcher Sender unter Umständen gegen geltende Gesetze verstößt ist mir bewusst. Daher lege ich besonderen Wert auf die Formsprache. Deswegen möchte ich an dieser Stelle auch eher von einem Sprachrohr als einem Stör-/Piratensender reden. Auch wenn man dieses als solches missbrauchen kann. Technologisch wäre der einfachste Vergleich mit einem Fm-Modulator. Was es auch praktisch ist. Die Formgestaltung gibt dem ganzen aber einen ganz neuen Charakter: Das Sprachrohr 2.0!

Dabei verfolge ich drei Anwendungsbeispiele: - Der persönlich mobile Sender: Sende wo auch immer du bist deine Nachricht! Und führe deine Sender als Sprachrohr mit. (Situation Cafe: Direkteinspeisung in die Radiosendung um Aufmerksamkeit einem Thema zu geben) - Der stationäre mobile Sender: Platziere ihn in deiner Umgebung – ständiges Senden des Protestes (Situation: Kreuzung: jeder Autofahrer hört die Nachricht) - Der Demonstrationssender: Synchronisieren der Protestslogans und Kundgebungen. Erhöhung der Lautstärke, aber auch das senden bis ins Wohnzimmer. Jeder der ein Radio mitführt kann die Kundgebung hören.

Die genauen technologischen Funktionsweisen wie auch Aufbau und Aussehen, kann ich aus strategischen Gründen hier nicht näher beschreiben.

Durch die Verwendung mehrer Sender ist eine Ortung beinahe ausgeschlossen, weiterhin, kann der Sender auf diversen Frequenzen gleichzeitig oder abwechselnd verschieden Frequenzen überlagern. Mobile Sender sind sowieso schwer zu orten und in einem Clusternetz beinahe unmöglich.

Mir ist bewusst, das dieses Produkt in den meisten Ländern Gesetzeswidrig ist, aber ich glaube dennoch, dass die Umsetzung dieses Projektes richtig ist. Wenn Gesetze nicht mehr zum Schutz dienen sondern zur Kontrolle, sagt mir meine Moralvorstellung, dass ich diese Regeln nicht befolgen muss. Außerdem findet dies, noch im Universitären Rahmen statt. Weiterhin muss ich erwähnen, dass zum Beispiel in Deutschland nur der Betrieb, nicht der Vertrieb oder Besitz illegal wäre.

Weiterhin muss ich dazu sagen, dass das Produkt für Protestzwecke entwickelt worden ist, dabei wurde vor allem Szenarien in Betracht gezogen, wo auf Grund fehlender Rechtsstaatlichkeit offener Protest nicht mehr möglich ist.

Ich suche Unterstützung um dieses Projekt entsprechend umzusetzen. - Wie kann diese Unterstützung aussehen? Natürlich gibt es da viele Möglichkeiten. Die wichtigsten wären wohl finanziell, ideologisch und natürlich praktisch.

Finanziell ist ja leicht zu erklären. Allerdings möchte ich darauf hinweisen, dass ich damit eine Förderung meine, die mir ermöglicht eine gewünschte Anzahl dieser Sender zu produzieren. Gerne auch für sie.

Ideologisch: Haben sie einen Grund zu protestieren und sie suchen noch eine Möglichkeit die garantiert für aufsehen sorgt? Ich habe dafür die perfekte Technologie – alles was sie brauchen ist eine Botschaft.

Praktisch: Der Einsatz dieser Geräte, den ich aus rechtlichen Gründen allerdings nicht Fordern darf. Der muss aus eigenem Antrieb erfolgen.

Selbstverständlich würde ich mich sehr freuen wenn alle drei Faktoren zustande kommen.

Wenn ich nun Ihr Interesse geweckt habe, würde ich mich freuen von Ihnen zu hören.

Mit Besten Grüßen vom Bauhaus

Tobias Mathes

30 Jahre BFR

gegründet 11/1993 in Hattingen

Technik

Die Kommunikation der Techniker*innen läuft über die Mailingliste BFR-TECH. Eine BFR-Anlaufstelle für Nerds findet ihr auch unter FreieRadios auf github. Oder komm direkt in die Matrix.

Eine Aufstellung von Soft- und Hardwareprojekten zum Andocken und Nutzen gibt es unter awesome free radios.