Die Zukunft des Freien Radios Contrabanda in Barcelona ist in Gefahr. Die spanischen Regulierungsbehörden drohen dem nichtkommerziellen Sender mit drakonischen Strafen. Der BFR kritisiert dieses Vorgehen und ruft dazu auf, sich mit Radio Contrabanda und der unter Druck stehenden freien Radioszene in Spanien zu solidarisieren. 

Statement von Radio Contrabanda: 

Seit einigen Tagen ist uns bekannt, dass der Sendebetrieb von Contrabanda auf FM in Barcelona in Gefahr ist. Von seiten der
„Subdirección General de Ordenación del Espacio de Comunicación Audiovisual de la Generalitat de Cataluña” (Organ der katalanischen Landesregierung, das die Verteilung von Lizenzen für Rundfunk und Fernsehen regelt) erging an uns der Befehl zur Schließung der Sendeanlage auf dem Gelände von Turó de Roviera, wo sich die Sendeantenne des Radios befindet. Es handelt sich dabei um einen sogenannten Gesamtplan, der die Rundfunksendungen , die vom Stadtteil Carmelo ausgestrahlt werden, zu regeln vorgibt, ohne dabei jedoch die Besonderheiten der FREIEN und NICHTKOMMERZIELLEN RADIOS zu berücksichtigen, für deren Betrieb bisher noch keine spezifische gesetzliche Regelung existiert ( Das Gesetz 22/2005 vom 29.12.2005, Audiovisuelles Gesetz Kataloniens, zieht die Existenz von Radiosendern ohne Gewinnstreben zwar in Betracht, bietet indes keine Regelung zur Erlangung einer Sendelizenz). Falls wir vom oben erwähnten Ort aus weitersenden, wobei man uns vom Tag der Verkündigung ab eine Frist von
20 Tagen gesetzt hat, droht das Verwaltungsorgan uns nun mit einem Bußgeld von 100.000 Euro.

Sollte diese Drohung wahr werden, hätte dies zur Folge, dass in vielen Stadtbezirken von Barcelona kein einziges Freies Radio mehr zu empfangen sein wird. Hinzu kommt, dass der Empfang der freien Radios Radio Bronka und Radio Pica durch das illegale Senden von verschiedenen kommerziellen Piratensendern ( Mola FM auf 96.6 und Radio Linea IV auf 103.9) seit fast 2 Jahren stark beeinträchtigt bzw. Ganz verhindert wird.

Seit ihren Anfängen vor 30 Jahren haben die Freien Radios in Katalonien Schliessungen, Sanktionen der verschiedensten Art, erzwungene Frequenzänderungen und Sendestörungen durch kommerzielle Piratensender und legale Sender, die mit überhöhter Wattzahl senden, erleben müssen.

Die momentane Schliessungbedrohung ist ein neuer Angriff gegen die Freien Radios und alternativen Medien, wir sind uns bewusst, das dies im aktuellen politischen Kontext der sozialen und wirtschaftlichen Kürzungen und des Abbaus des demokratischen Rechtstaats durchgezogen wird. Es handelt sich um einen Teil einer koordinierten Strategie: diejenigen Informationskanäle, die dem politischen Spiel von Macht- und Marktinteressen nicht unterworfen sind und Transparenz und Aufklärung bieten, sollen zum Schweigen gebracht werden.

Das Radioprojekt Contrabanda FM mit Basisdemokratie, Selbstverwaltung, und vollkommener Selbstfinanzierung ohne Subventionen und Werbung gibt den unterschiedlichsten sozialen und kulturellen Bürgerinitiativen und Projekten eine Stimme und verbreitet Informationen über Missstände und Problematiken, die in den konventionellen Medien so gut wie keine Berücksichtigung finden. Im Moment gibt es bei Contrabanda 30 verschiedene Radiosendungen, die aus verschiedenen Perspektiven über die unterschiedlichsten Themen und Bereiche des kulturellen, politischen und sozialen Geschehens berichten. Dabei ist für uns die Pluralität der
Standpunkte von grösster Wichtigkeit, um der monolithischen Struktur der Massenmmedien eine Alternative entgegensetzen zu können.

Der Sendebetrieb von Contrabanda fm auf 91.4 muss erhalten bleiben! Aus diesem Grunde bitten wir alle Gruppen, Organisationen und Personen, die bei Contrabanda mitgearbeitet haben und noch mitarbeiten, um ihre Unterstützung. Und wir brauchen natürlich auch die Hilfe unserer Hörerinnen und Hörer, sowohl der treuen als auch der neu hinzugekommenen
und der Künftigen.

Contrabanda fm gehört ALLEN. Sie werden uns nicht zum Verstummen bringen.

(Quelle: Radio Contrabanda)